Im Geiseltal erlangte die seit 1698 urkundlich erwähnte Kohlegewinnung durch Zusammenschlüsse von einzelnen Kohlegruben, der Einsatz von moderner Technik für die Kohlegewinnung eine immer größere bedeutende Rolle für die Menschen und Industrie. Die riesige Kohlelagerstätte im Geiseltal mit bis zu 100m mächtigen Kohleflözen und geringen Überdeckungen ermöglichten nicht nur die Versorgung der Bevölkerung mit dem Brennstoff Braunkohle, sondern trug dazu bei, dass sich rund um die Kohlelagerstätte eine moderne Industrie ansiedelte.

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Mit dieser Industrialisierung wuchs die Bevölkerungszahl und änderte sich das Arbeitsbild der Bewohner im Geiseltal rasant. Die Entwicklung vom typischen Landarbeiter zum Industriearbeiter bewirkte auch neues Denken für die Gestaltung der Freizeit. Die Gründung von Vereinen boten Möglichkeiten nach harter Arbeit in der Gemeinschaft einem gewünschten Hobby nachzugehen. Im Ort Neumark, direkt aus einem mächtigen Kohleflöz liegend, gründeten Bergleute 1911 den Turnverein "Jahn", benannt nach dem Turnvater Jahn.

Denn vor genau 200 Jahren, im Juni 1811, eröffnet der junge Friedrich Ludwig Jahn auf der Berliner Hassenheide den ersten öffentlichen Turnplatz Deutschlands unter dem Motto "Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei". So schließt sich der Kreis der Tradition.
Die Vereinsfarben dieses Turnvereins "Jahn" waren damals und sind heute noch "Grün-Weiß".

Den direkten Nachweis des Gründungsjahres kann nur noch ein Zeitzeuge bestätigen.

Die Ortschroniken wurden zu dieser Zeit, durch einen noch geltenden Erlass von Bismarck, nicht mehr wie vor dem Erlass in den Kirchen aufbewahrt und geführt, sondern mussten von der Lehrerschaft der örtlichen Schulen geführt und aufbewahrt werden. So konnte Willi Teubner, unser Zeitzeuge, als Sohn des Kanter (Lehrer) und Chronisten, in die Ortschroniken von Neumark und Krumpa Einsicht nehmen. Er gehört damals als aktiver Fußballer der Spielevereinigung Neumark an. Im Laufe der Kriegsjahre und der Bomberangriffe auf das Industriegebiet im Geiseltal wurden unter anderem die Schule in Neumark am 16.05.1944 vollkommen zerstört. Dadurch wurde auch die Ortschronik vollständig vernichtet.

Der Turnverein von 1911, so die Aussage des Zeitzeugen, war die Mutter des Spotvereins SV Braunsbedra.

In der Zeit des 1. Weltkrieges 1914-1918 ruhten im Wesentlichen die sportlichen Aktivitäten der Vereine.
Nach dem Friedensvertrag von Versailles 1919 und der fortschreitenden Industriealisierung in der Region wurde auch wieder das Interesse der Jugend geweckt, in Vereinen eine sinnvolle Freizeit zu gestalten.
Bestehende Vereine, unter anderem auch der Turnverein Jahn, organisierten sich in der "Spielvereinigung Neumark 1919". Auch für diese Zeitetappen fehlen Vereinsunterlagen und es beweisen nur noch ein Stempel auf einem Bierdeckel und ein Pokal den Vereinsbestand und ihre sportliche Tätigkeit. Ein Stempel auf einem Bierdeckel ist Beleg dafür, dass Sportvereine damals vorrangig in Gaststätten ihre Heimstatt gefunden haben. Ein Siegerpokal von 1922 mit der Prägung "Spielvereinigung Neumark 1919" belegt die sportliche Aktivität unseres Vereins auch in dieser Zeitepoche.

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Auch während des 2. Weltkrieges kam die sportlichen Vereinstätigkeit nahezu zum Erliegen.
Bereits 1 Jahr nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden die Sportvereine im unteren Geiseltal als Betriebssportgemeinschaften neu formiert und organisiert und 12 Jahre später zur Betriebssportgemeinschaft "BSG Aktivist Geiseltal Mitte" vereinigt.

 

Die Etappen der Vereinsentwicklung von 1911 bis heute zeigen eine bewegte und interessante 100-jährige Entwicklung auf:

1911
Gründung Turnverein Jahn in Neumark

1914-1918
Erliegen der Vereinstätigkeit während des 1. Weltkrieg

1919
Die Vereine (Turnen, Radsport, Fußball) schließen sich zur Spielvereinigung Neumark e.V. zusammen. Der einzige noch vorhandene Beleg dafür ist der Stempel auf einem Bierdeckel.

1922
Über die Tätigkeiten der Spielvereinigung Neumark in der Weimarer Republik berichtet uns die Inschrift auf einem Pokal der zur Erinnerung an das Propagandaspiel zwischen der Ligamannschaft des Vereins für Leibesübungen Merseburg-SA und Sportverein 99 Leipzig am 30.04.1922 angefertigt wurde.

1939-1945
In der Zeit des 2. Weltkrieges kamen sämtliche Vereinstätigkeiten zum Erliegen.

1946
Sportvereine im Geiseltal werden nach Kriegsende als Betriebssportgemeinschaft "Aktivist Neumark" und "Aktivist Braunsdorf" organisiert.

1958/59
"Aktivist Neumark" und "Aktivist Braunsdorf" vereinigen sich zur BSG Aktivist Geiseltal Mitte.

1990
Am 16.08.1990, im Jahre der Wiedervereinigung Deutschlands, erfolgte die Namensänderung der BSG Aktivist Geiseltal-Mitte in SV Braunsbedra. Das war der offizielle Beginn unseres heutigen Vereins mit damals ca 150 Mitglieder.

1991
Eingliederung der KSV Lützkendorf/Abteilung Fußball in den SV Braunsbedra.

Unser Verein in Braunsbedra hatte wie jeder Verein nach der Wiedervereinigung viele größere und kleinere Rückschläge zu verkraften. In der Zeit der höchsten Mitgliederstärke waren um die 700 Mitglieder im Verein gemeldet. Heutzutage sind ca 550 Mitglieder in 9 Abteilungen gelistet.